Die indische bzw. vedische Astrologie war in Deutschland – im Gegensatz zu den USA, wo es schon seit längerem vedische Astrologen gibt, relativ lange unbekannt.
Dies hat mehrere Gründe: Zum einen existierte bislang kaum deutschsprachige Literatur über die indische Astrologie – die grundlegenden Werke waren nur ins Englische übersetzt.
Zum anderen unterscheidet sich die indische Kultur grundlegend von der westlichen, so dass nicht nur die Bereitschaft vorhanden sein muss, die komplexen Techniken und Interpretationen der Hindu-Astrologie zu erlernen, sondern auch, sich generell mit dem Hinduismus und der indischen Lebensweise zu befassen und diese zu akzeptieren.
Dann enthüllt sich nach und nach die Weisheit des Jyotish - der „Wissenschaft vom Licht“ wie diese Astrologie in den Veden, den fast 5000 Jahre alten indischen Weisheitsschriften, genannt wird.
Während die westliche Astrologie nach einer Blütezeit im Mittelalter im Zuge der Aufklärung ihr Ansehen verlor und nach und nach ins Reich der Spekulation und Fantasie verwiesen wurde, wo sie auch heute noch größtenteils angesiedelt wird, hat sie in Indien nie eine derartige Abwertung erfahren. Im Hinduismus gilt die Astrologie als heilige Wissenschaft, die auch an Universitäten gelehrt wird und ein elementarer Bestandteil des täglichen Lebens ist.
Die Konsultation eines Jyotishi (so heißt der indische Astrologe) zum Erkennen und Verstehen des individuellen Lebenswegs und der Lebensaufgaben ist genauso selbstverständlich wie das Erfragen günstiger Zeiten für Heirat, Geschäftsabschlüsse, Operationen etc. Oft wird er sogar als eine Art Heiliger betrachtet, zumindest aber als ein Weiser, dem in jedem Fall Respekt gezollt wird.
Unterschiedliche Systeme in der westlichen und vedischen Astrologie
Nachdem die vedische Astrologie im Westen so lange im Dornröschenschlaf lag, sorgte sie in den letzten Jahren für Aufruhr unter westlichen Astrologen. Grund dafür ist das unterschiedliche Tierkreissystem, das der westlichen und indischen Astrologie zugrunde liegt und zur Folge hat, dass sich die Tierkreiszeichen um 23°50’ verschieben.
Die westliche Astrologie basiert auf dem tropischen Tierkreis: die Frühlings-Tagundnachtgleiche entspricht dem Beginn des Tierkreises (0° Widder) und findet jährlich zum selben Zeitpunkt statt. Doch aufgrund der Erdpräzession verschiebt sich dieser Zeitpunkt in Wirklichkeit pro Jahr um 50’3’’, ein Fakt, den die westliche Astrologie in ihrer Berechnung nicht berücksichtigt.
Der indischen Astrologie liegt der siderische Tierkreis zugrunde, der auf der realen Verbindung der Planeten zum Fixsternhimmel beruht. Dieses System bezieht den sich von Osten nach Westen bewegenden Frühlingspunkt in die Berechnung mit ein. Der sich daraus ergebende Unterschied – Ayanamsha genannt - beträgt derzeit 23°50’. Damit liegt 1° Widder des tropischen Tierkreises im siderischen bei etwa 7° Fische.
Konkret heißt das: Hat man im westlichen Horoskop beispielsweise einen Jungfrau-Aszendenten, sagen wir auf 15°, ergibt sich daraus im indischen Horoskop unter Berücksichtigung des Unterschiedes von 23°50’ ein Löwe-Aszendent - und damit ändert sich natürlich das gesamte Horoskop.
Welches System ist richtig?
Die heikle Frage lautet nun: Was stimmt? Das lässt sich nicht so ohne weiteres beantworten. Manche Astrologen, die mit beiden Systemen Erfahrung haben, kommen zu dem Schluss, dass sich die Frage nach richtig oder falsch gar nicht stellt, sondern dass sich die indische und die westliche Astrologie, auf ideale Weise komplementär ergänzen, wobei der Vorzug der indischen Astrologie in ihren exakten Prognosetechniken liegt - ein Gebiet auf dem die westliche Astrologie nicht ganz so viel zu bieten hat.
Die westliche Astrologie zielt im Allgemeinen vor allem darauf ab, die individuelle Entwicklung eines Menschen zu fördern, indem die im Horoskop vorgegebenen Anlagen entweder zunächst einmal entwickelt – oder falls schon vorhanden – entsprechend ausgelebt bzw. umgesetzt werden.
Hauptziel der vedischen Astrologie ist es dagegen, das Ego mit der kosmischen Weisheit in Einklang zu bringen und den Gang bzw. das Ziel der Seele durch die vielen Inkarnationen zu erkennen. Dies setzt natürlich den Karma-Gedanken voraus.
Der Mensch soll nach indischer Auffassung ohne große Egozentrik seinen Platz in der Gesellschaft einnehmen, sich durch Selbsterkenntnis weiterentwickeln, um schließlich irgendwann einmal Moksha (letztendliche Befreiung, Erleuchtung) zu erlangen. Das Horoskop ist ein Mittel, diesen Prozess zu erkennen und zu beschleunigen.
Karma-Indikator
Neben der genauen Prognostik – also der Vorhersage bestimmter Ereignisse im Laufe eines Lebens – ist daher die Karma-Analyse ein wesentlicher Bestandteil der vedischen Astrologie. Ein Jyotishi ermöglicht seinen Klienten durch die Horoskopdeutung Einblick in ihre vergangenen Leben sowie in das gegenwärtige und zukünftige Dasein. Das Horoskop enthüllt also das individuelle „Karma“, in dem sich das Gesetz von Ursache und Wirkung widerspiegelt.
In der Welt muss man handeln, ob man will oder nicht. Wenn man handelt, erzeugt man automatisch Karma, da jede Handlung eine Auswirkung hat. In der indischen Astrologie wird das 10. Haus, das sich mit den weltlichen Dingen beschäftigt (Status, Prestige etc.) als ein Karma-Indikator betrachtet. Und natürlich Rahu und Ketu, der aufsteigende und der absteigende Mondknoten – die karmische Achse, die zeigt, woher wir kommen und wohin wir gehen. Diese Interpretation finden wir auch in der westlichen Astrologie, wenngleich die Aussagekraft der Mondknoten hier heftig umstritten ist.
Durch die Häuser- und Zeichenstellung von Rahu und Ketu wird die Reise einer Seele durch die Inkarnationen hindurch angezeigt. Im Grunde ist aber das ganze Horoskop ein Abbild des Karmas, denn die Planetenpositionen sind sozusagen die Matrix unserer Seele.
Die alten indischen Rishis unterschieden zwischen verschiedenen Karma-Arten, die auf uns einwirken:
Sanchita Karma
Dies ist die Gesamtsumme des Karmas, das aus sämtlichen Inkarnationen resultiert und positive und negative Aspekte einschließt. Dieses Karma kann der Astrologe im Geburtshoroskop nicht erkennen, und es kann auch nicht verändert werden.
Prarabhda Karma
Dies ist das Karma, mit dem wir in unserer jetzigen Inkarnation konfrontiert werden. Es ist das, was wir in diesem Leben erleben – Gutes und Schlechtes. Es kann ebenfalls nicht verändert werden. Durch die Interpretation des Geburtshoroskops (Rasi ) gewinnt man Einsichten in die hier waltenden Schicksalsmächte.
Kriyamana Karma
Dies ist das Karma, das wir gerade erwirken. Hier kommt der freie Wille zum Zug. Wir formen unser zukünftiges Leben durch das, was wir im Hier und Jetzt tun. Durch unser Denken, Wollen und Handeln stellen wir die Weichen für künftige Existenzen. Hier haben wir unser Schicksal selbst in der Hand und können Einfluss auf spätere Inkarnationen ausüben, indem wir gute Saaten legen.
Der Karma-Gedanke ist keineswegs fatalistisch, wie man im Westen oft annimmt, sondern ganz im Gegenteil: Die Kenntnis des Gesetzes von Ursache und Wirkung sollte zu höchster Aktivität führen, indem man sich seines Denkens, Wünschens und Handelns bewusst wird und die Verantwortung dafür übernimmt.
Astro-Therapien
Hat ein indischer Astrologe ein Horoskop analysiert - also Einblick in das Karma eines Menschen gewonnen und sich einen Überblick darüber verschafft, wann welche Planeten ausgelöst werden, und ob diese gute oder schlechte Wirkungen haben - steht er dem Klienten auch mit ganz praktischen Ratschlägen zur Seite.
So gehört z. B. die Edelsteintherapie ganz selbstverständlich zum Repertoire eines indischen Astrologen. Durch das Tragen bestimmter Edelsteine kann man die Wirkung eines Planeten verstärken, abschwächen oder neutralisieren und damit Glück erwirken oder Unheil abwenden.
Ferner werden Mantras – heilige Silben, die gesungen oder im Geist wiederholt werden – eingesetzt. Sie sollen günstige Einflüsse schaffen und Hindernisse vertreiben. Jeder Planet hat ein eigenes Mantra. Befindet sich z. B. die Venus im Geburtshoroskop in einer schwachen Position oder wird sie durch einen Transit vorübergehend angegriffen, kann man durch das Singen des speziellen Venus-Mantras die Venus schützen bzw. stärken. Dazu eignen sich bestimmte Wochentage (bei der Venus ist das der Freitag), die die Wirkung noch verstärken.
Darüber hinaus kommen Farbtherapie, Yagyas (religiöse Rituale), Pujas (Reinigungszeremonien), Yantras (heilige Symbole) und ayurvedische Ernährungsberatung zum Einsatz.
Ayurveda und Astrologie
Ein indischer Astrologie besitzt im Allgemeinen auch gute Ayurveda-Kenntnisse, denn es existierte in der vedischen Tradition von jeher eine enge Verbindung zwischen diesen beiden uralten Wissenszweigen.
Die drei Konstitutionstypen (Doshas), die die Grundlage der ayurvedischen Lehre bilden, werden bestimmten Tierkreiszeichen zugeordnet. So entsprechen Widder, Löwe, Schütze und Skorpion Pitta. Stier, Krebs, Steinbock und Fische gehören zu Kapha, während Zwillinge, Jungfrau, Waage und Wassermann Vata zugeordnet sind.
Aus der Verteilung der Planeten im Geburtshoroskop lässt sich die Grundkonstitution eines Menschen bestimmen. Ein aus dem Gleichgewicht geratenes Dosha kann man durch richtige Ernährung und entsprechende ayurvedische Heilmittel, die u. a. aus Kräutern, Wurzeln und Mineralien bestehen, ausbalancieren.
Erfahrene vedische Astrologen können sehr schnell die Ursache von Krankheiten erkennen, den günstigen Zeitpunkt für den Beginn einer Behandlung, ihren Ausgang und selbst ihre Dauer prognostizieren.
Handwerkszeug eines Jyotishi
Was die Tierkreiszeichen, Planeten und Häuser anbelangt, unterscheidet sich die indische Astrologie bis auf einige Ausnahmen nicht allzu sehr von der westlichen.
Bei den Planeten unterscheidet man generell zwischen „Benefics“ und „Malefics“ – Wohltätern (z. B. Jupiter, Venus,) und Übeltätern (z. B. Sonne, Mars, Saturn). Die Häuser werden in Kendras (kardinal), Trikonas (günstige), Upachayas (sich entwickelnde), Samas (neutrale) und Dusthanas (schlechte) eingeteilt.
Völlig anders als in der westlichen Astrologie ist im Jyotish allerdings das System der Aspekte. Befinden sich z. B. Planeten im gleichen Zeichen, bilden sie automatisch eine Konjunktion. Der Orbis (Grad-Abstand) spielt dabei keine Rolle. Ansonsten muss man die Häuser auszählen, um die Aspekte zu eruieren, die – wie auch in der westlichen Astrologie Trigone, Oppositionen, Quadrate etc. – nach einem vorgegebenen Schema festgelegt sind. Es gilt auch herauszufinden, welche Planeten sich „im Krieg“ befinden. Dies ist der Fall, wenn sie weniger als 1° Abstand haben.
Eine Spezialität des Jyotish sind die so genannten Yogas, die mit Yoga im herkömmlichen Sinne allerdings nichts zu tun haben. Yogas sind vielmehr festgelegte Planetenkombinationen, die ein bestimmtes Resultat hervorbringen. Es gibt unendlich viele davon, die natürlich nicht immer alle berücksichtigt werden können. Versierte vedische Astrologen legen jedoch großen Wert auf sie. Es heißt, dass die Yogas Hinweise auf die seelische Reife eines Menschen geben. Yogas werden beispielsweise erzeugt, wenn ein Planet erhöht ist und im eigenen Zeichen steht.
Brillante Prognose-Techniken
Dem vedischen Astrologen stehen wesentlich mehr Mittel für die Vorhersage zur Verfügung als dem westlichen, dessen Handwerkszeug hauptsächlich Transite, Auslösungen, Siebenjahres-Rhythmen und Solar-Horoskop sind. Fast die meisten westlichen Astrologen, die zur vedischen Astrologie konvertiert sind, geben die Genauigkeit der Vorhersagen als Hauptgrund dafür an.
1. Das Dasha-System
Der „Star“ des vedischen Prognose-Systems ist das so genannte Vimshottari Dasha, das einen 120 Jahre dauernden Zyklus umfasst und den westlichen Progressionen entspricht. Zur Zeit der Veden wurde die Lebensspanne eines Menschen auf 120 Jahre angesetzt. Die neun Planeten Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus, Saturn, Rahu und Ketu (die Mondknoten werden hier als Planeten betrachtet) – die neu entdeckten Planeten Uranus, Pluto und Neptun werden in der alten indischen Astrologie natürlich noch nicht berücksichtigt – regieren einen bestimmten Abschnitt dieser 120 Jahre, der große Zeitunterschiede aufweist (Sonne: 6 Jahre, Mond: 10 Jahre, Mars: 7 Jahre, Jupiter: 16 Jahre etc.).
Innerhalb dieser großen Zeitabschnitte, die Maha-Dashas genannt werden, gibt es auch noch Unterabschnitte - Bhuktis, die sich auf einen Zeitraum von 3 Monaten bis 3 Jahren erstrecken, sowie die Antaras, die mehrere Tage bis zu einigen Wochen andauern können. Es handelt sich hierbei um ein ausgefeiltes System bei dem zahlreiche Einflüsse berücksichtigt werden müssen, dass jedoch hochpräzise ist. Kommt ein Klient zur Beratung ist z. B. schon viel gewonnen, wenn man weiß, in welchem Maha-Dasha er sich gerade befindet. Analysiert man dann noch die Unter-Dashas dazu – dabei spielen die neun Planeten und die Mondknoten in Beziehung auf den gerade ausgelösten Planeten wieder eine Rolle – kann man daraus sehr genaue Aussagen ableiten.
2. Die Mondhäuser
Ebenfalls einzigartig und komplex in seiner Art ist das indische System der Mondhäuser, die die Fixsterne in die Horoskopinterpretation einbeziehen. Die 27 Mondkonstellationen – die so genannten Nakshatras - betragen jeweils 13°20’. Das ist die Entfernung, die der Mond im Durchschnitt an einem Sonnentag zurücklegt. Diese Nakshatras stellen die Verbindung zwischen dem solaren und lunaren Tierkreis dar. In der vedischen Astrologie, die im Gegensatz zur westlichen Sonnenastrologie als Mondastrologie bezeichnet wird, spielen sie eine sehr große Rolle. Es heißt, sie repräsentieren die Seelenqualität eines Menschen.
Jedes der 27 Nakshatras hat eine bestimmte Bedeutung, die bei der Interpretation berücksichtigt werden muss. Das Zeichen, in dem der Mond im Geburtshoroskop steht, ist der „Geburtsstern“ und hat einen besonderen Einfluss auf den Menschen. Die Mondphasen zu kennen, gilt generell als wichtig. Läuft der Mond beispielsweise durch ein ungünstiges Nakshatra tut man gut daran, sich etwas zurückzunehmen, während man bei einem günstigen grünes Licht hat.
3. Transite
Im Jyotish werden die Transite als Gocharas bezeichnet. Auch hier besteht ein entscheidender Unterschied zur westlichen Astrologie, denn in der vedischen Astrologie beginnt ein Planetentransit bereits in dem Augenblick, wenn der Planet in ein bestimmtes Tierkreiszeichen tritt und hält so lange an, bis er das ganze Zeichen durchlaufen hat. Insbesondere Saturn- und Jupiter-Transiten wird aufgrund ihrer langen Laufzeit eine besondere Bedeutung beigemessen.
4. Unterhoroskope
Neben den Dashas sind auch die Vargas hoch interessant. Dies sind Unterhoroskope, bei denen die 30° eines Zeichens in kleinere Abschnitte unterteilt werden. Mithilfe dieser Vargas lassen sich bestimmte Lebensbereiche genauer unter die Lupe nehmen (Beziehungen, Beruf etc.).
Fast immer untersucht ein indischer Astrologe außer dem Geburtshoroskop auch das Unterhoroskop Navamsa), das über Partnerschaftsfragen Auskunft gibt und darüber hinaus aber auch auf die innere Beschaffenheit des Selbst verweist. So wie in der westlichen Astrologie häufig davon ausgegangen wird, dass mit zunehmendem Alter der Aszendent mehr zum Tragen kommt, geht man in der vedischen Astrologie davon aus, dass man im Laufe des Lebens sozusagen in sein Navamsa-Horoskop hineinwächst. Insgesamt gibt es 16 Vargas.
5. Starke und schwache Planeten
Und noch eine letzte Eigenart der indischen Astrologie sei genannt: Die Planeten sammeln hier Stärke oder Schwäche an, je nachdem in welchem Haus sie sich befinden, wo sie herrschen, erhöht sind, auf welchen Graden sie stehen, ob sie im Haus eines Freundes oder eines Feindes stehen (die Planeten sind entweder befreundet, verfeindet oder neutral) etc. Man nennt dieses System Shad Bala. Durch die Kenntnis der Planetenstärke kann man insbesondere die Thematik der einzelnen Häuser in denen die Planeten stehen besser erkennen und einschätzen.
Neue Sichtweise
Aus diesem kurzen Abriss der vielschichtigen indischen Astrologie wird deutlich, dass es sich um ein komplexes System handelt, das von Westlern einiges Umdenken verlangt. Hat man aber erst einmal „Feuer gefangen“ und ein Gefühl für die neuen Möglichkeiten, die die Mondastrologie eröffnet, bekommen, ist die Beschäftigung mit der indischen Astrologie – sei es als Ratsuchender oder Berater - auf jeden Fall der Mühe wert.
Nicht umsonst beteuern die von der westlichen zur vedischen Astrologie konvertierten Astrologen, dass sie diesen Schritt nicht bereut haben, sondern eine Horizonterweiterung und neue Sichtweise auf die Astrologie und ihre Anwendung schlechthin bekommen haben.
Die meisten westlichen Astrologen, die sich auf die indische Astrologie verlegt haben, haben irgendwann auch damit begonnen, die Veden zu studieren und sich mit der indischen Mythologie vertraut zu machen, denn dadurch erschließt sich das astrologische Wissen nochmals neu.
Und wer sich mit den westlichen Mythen auskennt, wird bald bemerken, dass sich die Götter und Giganten, die die verschiedene Aspekte unserer Persönlichkeit darstellen, in Ost und West gar nicht so unähnlich sind. Und da Yoga und Ayurveda im Westen zunehmend populärer werden, interessieren sich auch immer mehr Menschen für die vedische Astrologie.
Lohnenswert ist in jedem Fall der Vergleich zwischen seinem eigenen individuellen westlichen und vedischen Geburtshoroskop. Selbst wenn man z. B. im indischen Horoskop plötzlich von einem Löwen zum Krebs mutiert, ist man ja ein und derselbe Mensch. Wie also soll man damit umgehen?
Tatsache ist, dass sich die Lebensthemen in beiden Horoskopen exakt widerspiegeln. Wird man also etwa vom Löwen zum Krebs (Sonnenzeichen), findet sich im indischen Horoskop die Löwe-Qualität – sprich Feuer-Qualität – an anderen Stellen wieder. Es ist natürlich die Aufgabe des Astrologen, diese Synthese herzustellen.
Es geht also nichts verloren, und es ist auch nichts falsch oder richtig. Das Geheimnis liegt vielmehr darin, mehrere Sichtweisen zuzulassen und die Bereitschaft zu haben, Neues zu lernen, um dem Geheimnis der Seele und des menschlichen Lebens mehr und mehr auf die Spur zu kommen.
Berechnung deines vedischen (siderischen) Horoskops
Wenn du dein vedisches Horoskop berechnen willst, musst du das Ayanamsha, das deinem Geburtsjahr am nächsten kommt, von der Position deiner Planeten im westlichen Horoskop abziehen. In der folgenden Tabelle sind die Werte von 1900-2000 (jeweils 10 Jahre gleicher Wert) angegeben. Bist du also 1974 geboren, ziehst du jeweils 23°26’21’’ ab. Das aktuelle Ayanamsha ist 23°51’11’’.
1900 22°17’55’’
1910 22°35’45’’
1920 22°44’37’’
1930 22°2’35’’
1940 23°01’16’’
1950 23°09’28’’
1960 23°17’53’’
1970 23°26’21’’
1980 23°43’31’’
1990 23°43’14’’
2000 23°51’11’
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